Es war eine bewegende Begegnung, die durch das Anne-Frank-Zentrum Berlin und die Ruth-Weiss-Stiftung zustande gekommen war: Die Journalistin und Zeitzeugin Ruth Weiss kam an unsere Schule, um vor Schülerinnen und Schüler aus zwei Lerngruppen des 10. Jahrgangs aus ihrem Leben zu erzählen und Auszüge aus ihrer Autobiographie „Wege im harten Gras“ vorzustellen.
Schon der Begriff „Zeitzeugin“ bedarf der weiteren Erklärung, denn es ist nicht nur eine Zeit, über die Ruth Weiss aus eigenem Erleben berichten kann. Als Kind erfuhr sie die Zeit des beginnenden und sich in kürzester Zeit als lebensbedrohlich offenbarenden Antisemitismus des totalitären NS-Regimes. Die Flucht nach Südafrika im Jahr 1936 brachte sie in ein von der rassistischen Ideologie der Apartheid geprägtes Land. Dass sie sich als Mensch und Journalistin klar dagegen positionierte, führte 1966 zur Aberkennung ihrer südafrikanischen Staatsbürgerschaft – sie verlor ihre Heimat ein zweites Mal und durfte erst 1992 wieder einreisen.